ÖNORM M 6232

Diese ÖNORM enthält Richtlinien für die Durchführung ökologischer Untersuchungen an ständig und an zeitweise fließenden Oberflächengewässern. Sie ist als Richtlinie für Untersuchungen aufzufassen, deren Ziel es ist, eine Bewertung von Fließgewässern nach ökologischen Gesichtspunkten (Gewässer als Lebensraum) im Zusammenhang mit Wasserwirtschaft, Gewässerüberwachung und Gewässerschutz, Gewässersanierung, Gewässern als Landschaftselement vorzunehmen. Eine ÖNORM aus dem Bereich der Ökologie soll dem gewässerökologisch ausgebildeten Fachmann den Stand des Wissens zur Beschreibung von Fließgewässer-Ökosystemen aufzeigen, die Methodik der ökologischen Betrachtung zusammenstellen und die normativen Vorgaben zur Bewertung der Ergebnisse darlegen. Dies dient der Vereinheitlichung von Untersuchungsstrategien und der Transparenz abgeleiteter Schlußfolgerungen bei der Behandlung gewässerökologischer Fragen. Mindestdatensätze müssen bei häufig diskutierten Fragestellungen zu einer nachvollziehbaren Basis für ökologische Bewertungen führen. Die ökologische Bewertung bedient sich der Methodik des Vergleiches zwischen dem vom Menschen noch weitgehend unbeeinflußten Lebensraum Gewässer - der ursprünglichen Beschaffenheit des Gewässers - mit dem vorgefundenen Gewässerzustand - dem Istzustand. Sie orientiert sich damit zum einen an den ökologischen Werten des Biotop- und Artenschutzes und zum anderen an den normativen Vorgaben im österreichischen Wasserrechtsgesetz sowie am Vorschlag der Europäischen Union für eine Richtlinie des Rates zur Schaffung eines Rahmens für die Wasserpolitik der EU (Abschnitt 7). In dieser ÖNORM sind alle für die ökologische Bewertung von Fließgewässern (17) wesentlichen Milieufaktoren und Organismengruppen grundsätzlich erfaßt. Praxisrelevante und methodisch handhabbare Organismengruppen sind entsprechend dem derzeitigen Stand des Wissens behandelt und daher ausführlicher beschrieben. Die Anwendung dieser ÖNORM erstreckt sich ua. auf Untersuchungen nach dem Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959), insbesondere zur Erfassung und Darstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit (39) der fließenden Gewässer sowie für Fragen der Gewässergüte (22), des Selbstreinigungsvermögens, der natürlichen Beschaffenheit des Gewässers und der für die ökologische Funktionsfähigkeit (39) des Gewässers notwendigen Uferbereiche. Die Behandlung gewässerspezifischer Fragestellungen des ökosystemaren Naturschutzansatzes in den einzelnen Landes-Naturschutzgesetzen sind ebenfalls Gegenstand dieser ÖNORM. Diese ÖNORM enthält weiters die methodische Basis zur Beschreibung des natürlichen ökologischen Zustandes von Oberflächengewässern sowie zur Bewertung des Zustandes der Oberflächengewässer im Sinne des Richtlinienvorschlages der EU (4/12/96; siehe Ab- schnitt 7). Untersuchungen der beschriebenen Art sind weiters erforderlich bei - Beurteilung der Auswirkungen wasserbaulicher Maßnahmen und des Hochwasserschutzes als Eingriffe in die Gewässerdynamik Eingriffe in die Struktur- und Strömungsvielfalt Eingriffe in den ökologischen Zusammenhang im Gewässernetz; - Beurteilung der ökologischen Auswirkungen von Änderungen im hydrologischen Regime des Gewässers; - Beurteilung der Auswirkungen des Wasserkraftausbaues, wie Stau Restwasser Schwall, Sunk; - Beurteilung von Änderungen des Temperaturregimes und der Einleitung von Abwässern; - Beurteilung des diffusen Eintrages aus Atmosphäre und Umland; ...